14.02.2024: Witze & ChatGTP, Copilot & Co – Was hat das mit Strategien und Präsentation zu tun?
MÜNCHEN, 14.02.2024 | Damit es gut wird, braucht es eine gute Story, klare Inhalte, den richtigen Kontext, belastbare Fakten sowie präzise Sprache. Die aktuellen GPTs können schon erstaunlich viel, bei falscher Anwendung bzw. ungeprüfter und unreflektierter Übernahme KI-generierter Inhalte kann der Schaden aber größer sein als der Nutzen. Entscheidend ist, wie KI eingesetzt wird und dabei macht der Mensch (immer noch) den Unterschied.
Zumindest auf den ersten Blick erscheint die Nutzung von KIs für Witze zwar eine der häufigeren Anfragen, aber auch eine der am wenigsten relevanten zu sein (zumindest im Business-Kontext, wenn man nicht hauptberuflicher Komiker / Satiriker ist).
Auf den zweiten Blick: Was zeichnet einen guten Witz aus? Fragen wir doch mal Copilot: „Ein guter Witz ist ein Witz, der lustig ist und zum Publikum passt. Er sollte auch leicht zu verstehen sein. Außerdem sollte ein guter Witz niemanden im Publikum beleidigen.
Es gibt verschiedene Arten von Witzen, wie zum Beispiel Wortspiele, Logikwitze, Nonsens-Gags oder skurrile Situationen. Jeder hat seinen eigenen Humor und Geschmack, was Witze angeht. Was für den einen lustig ist, kann für den anderen langweilig oder unpassend sein.“
Und das macht das Genre „Witz“ interessant: Kontext + Inhalt + Sprache – eben genau das, was eine gute Strategie, eine einprägsame Präsentation oder einen kurzweiligen Vortrag auch auszeichnen. Also testen wir mal drei Witzetypen:
> „Erzähle einen intellektuell anspruchsvollen Witz.“
Copilot: „Ein Physiker wird von der Polizei angehalten, weil er zu schnell gefahren ist. Der Polizist fragt ihn: ‚Wissen Sie, wie schnell Sie waren?‘ Der Physiker antwortet: ‚Nein, aber ich weiß, wo ich bin.‘ Der Polizist ist verwirrt und sagt: ‚Sie sind hier bei 80 km/h erlaubt und Sie waren mindestens 120 km/h schnell.‘ Der Physiker sagt: ‚Verdammt, jetzt bin ich verloren.‘“
Verdammt, trotz Physik-Grundkurs vor 30 Jahren bin jetzt ich verloren. Zum Glück liefert Copilot die Erklärung gleich mit: „Hast du den Witz verstanden? Er basiert auf der Heisenbergschen Unschärferelation, die besagt, dass man nicht gleichzeitig den Ort und den Impuls eines Teilchens genau bestimmen kann. Je genauer man den einen kennt, desto ungenauer wird der andere. Der Physiker macht also einen Witz darüber, dass er durch die Messung seiner Geschwindigkeit seinen Ort verliert.
Immer noch ganz schön kompliziert für einen Nicht-Physiker. Also schrauben wir das Niveau etwas herunter:
> „Erzähl mir einen Flachwitz.“
Copilot: „Was ist grün und steht vor der Tür? – Ein Klopfsalat!“
Die Erklärung wird gleich mitgeliefert: „Der Witz basiert auf einem Wortspiel zwischen klopfen und Klopfsalat. Klopfen ist eine Aktion, die man macht, wenn man an eine Tür klopft, um jemanden auf sich aufmerksam zu machen. Klopfsalat ist eine andere Bezeichnung für Kohlkopf, ein grünes Gemüse. Der Witz ist also, dass ein Kohlkopf an der Tür steht und klopft, was sehr absurd ist.
Nicht schlecht und auch recht lustig – zumindest verstehe ich den Witz auf Anhieb. Aber Copilot verwechselt leider bei der Erklärung den Kopfsalat mit Klopfsalat, was eigentlich lustiger ist als der Witz selbst.
Nun gut. Bislang hat mir die KI Witze herausgesucht und diese einigermaßen brauchbar erklärt. Kann mir die KI auch meine Witze erklären? Versuch macht kluch:
> „Erkläre mir folgenden Witz: Treffen sich zwei Jäger. Beide tot.“
ChatGPT3.5: „Natürlich! Dieser Witz basiert auf einer überraschenden Wendung. Es ist eine Art schwarzer Humor, der darauf abzielt, die Erwartungen des Zuhörers zu brechen. In diesem Fall treffen sich zwei Jäger, was normalerweise bedeutet, dass sie über ihre Jagderlebnisse sprechen oder gemeinsam auf die Jagd gehen. Die unerwartete Pointe besteht darin, dass beide Jäger tot sind, was natürlich nicht das erwartete Ergebnis ist. Der Witz spielt mit der Ironie und dem Kontrast zwischen der normalen Erwartung und der ungewöhnlichen Situation.“
Hm, diese Erklärung der Pointe kommt allerdings für mich unerwartet. Inhaltlich zwar nicht falsch, trifft sie – welch Ironie – aber nicht das Wortspiel, das für die Pointe sorgt. Gestern Abend hatte ich Copilot das Gleiche gefragt und eine etwas umständliche Erklärung bekommen, ohne das dabei das Wortspiel erwähnt wurde. Dafür aber mit dem Hinweis, dass der Witz möglicherweise nicht von jedem als lustig empfunden würde. Ich hatte dann etwas belehrend geantwortet: „Es ist ein Wortspiel.“ Darauf Copilots Antwort: „Natürlich, das Wort ‚Treffen‘ hat zwei Bedeutungen: …“, worauf die beiden Bedeutungen sinnvoll erklärt wurden.
Heute noch einmal nachgefragt:
Copilot: „Gerne erkläre ich dir den Witz. Er basiert auf einem Wortspiel zwischen treffen und Treffen. Treffen kann im Deutschen sowohl ein Verb als auch ein Substantiv sein. Als Verb bedeutet es, jemanden oder etwas zu begegnen oder zu schlagen. Als Substantiv bedeutet es, eine Verabredung oder eine Versammlung. Der Witz spielt mit der Doppeldeutigkeit des Wortes, indem er suggeriert, dass die beiden Jäger sich verabredet haben, aber sich stattdessen gegenseitig erschossen haben.
Der Witz ist ein typischer Beispiel für einen Antiwitz, der die Erwartungen des Publikums enttäuscht und dadurch komisch wirkt. Er ist sehr kurz und einfach, aber auch sehr absurd und makaber.“
Hm, trotz einiger grammatikalischer Fehler ist der Hinweis auf das Wortspiel zwar grundsätzlich richtig, die Begründung bzgl. Verb vs. Substantiv scheint mir als Deutsch-Grundkursler aber nicht zu passen.
Summa summarum: KI kann helfen und ist schon erstaunlich weit. Noch besser funktionieren individuell instruierte „CustomGPTs“, denen man mit der Aufgabenstellung den genauen Kontext erläutert, die Rolle bzw. Perspektive, die die GPT einnehmen soll, wie genau der Output aussehen soll, ggf. welche Quellen (nicht) verwendet werden sollen und – wichtig – was die KI darf bzw. explizit auch nicht darf: Nämlich nichts erfinden, sondern nur gesicherte Informationen verwenden und mitteilen, wenn sie etwas nicht "weiß". Aber auch bei kundiger Anwendung sollte man den gesunden Menschenverstand nicht ausschalten und auch fachlich die Ergebnisse nicht einfach als absolute Wahrheit hinnehmen, sondern stets kritisch überprüfen, interpretieren, sich eine eigene Meinung bilden.
Den menschlichen Kopf braucht es also weiterhin, damit nicht plötzlich aus den größten Faulenzern Streber werden oder quicklebendige Charaktere sterben – wie es dem Hörensagen nach bei mancher Romananalyse als Oberstufen-Hausaufgabe von Oberschlaumeiern schon passiert sein mag. Solche Fälle mögen – gesamtgesellschaftlich gesehen – harmlos oder gar witzig erscheinen; in anderen Kontexten kann solch ein unreflektierter Umgang mehr als problematisch sein und zu falschen Entscheidungen mit großer Tragweite führen – die nicht mehr als bloßer Witz durchgehen.
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